Honig- Herkunft
Die Bienen bestäuben bei ihrer Nektarsuche die Pflanzen sozusagen automatisch, also ungewollt. Die Pflanzen dagegen setzen ihren Duft und ihre Blütenfarben als Lockmittel ein. Am Blütengrund befinden sich die sogenannten Nektardrüsen, die durch Poren oder Ausströmen über die Oberhaut einen süßen Saft ausscheiden, der Nektar genannt wird und bei den Bienen so beliebt ist. Die Nektardrüsen nennt man auch Nektarien.
Entstehung Honig
Eine andere Rohstoffquelle des Honigs, der Honigtau, finden die Bienen auf Nadeln und Blättern vieler Pflanzenarten. Diese Tröpfchen sind allerdings keine Ausscheidungen der Pflanzen selbst, sondern stammen von Pflanzensaugern (Blatt- und Rindenläuse, Schildläuse), die in das Pflanzengewebe stechen und den Pflanzensaft entnehmen. Für ihre Vermehrung benötigen die Blattläuse sehr viel Eiweiß, der im Pflanzensaft aber nur wenig enthalten ist, so dass sie große Mengen des Saftes aufnehmen müssen. Die zuckerhaltigen Restmengen scheiden die Läuse unverdaut aus, die den Bienen dann als Honigtau zugute kommen. Meist sind es die baumartigen Pflanzen des Waldes, von denen die Bienen ihren Honigtau erhalten. Daher wird der Honigtauhonig nach seiner Herkunft auch eher Waldhonig genannt. Die Ertragsmenge dieser Honigsorte aus dem Wald ist von Jahr zu Jahr unterschiedlich.
Honig- Zusammensetzung
Im Bienenstock gibt es ca. 30.000 – 40.000 Arbeiterinnen, jede wiegt ca. 100 mg und wird als Sommerbiene nur etwa 35 Tage alt (Winterbienen über 200 Tage). Bienen sammeln Nektar und Honigtau, um daraus Honig herzustellen. Pro Sammelflug trägt eine Honigbiene ca. 25 bis 30 mg Nektar zusammen. Bei der Verarbeitung des wasserreichen Nektars zu Honig halbiert sich die Masse auf nur 12,5 bis 15 mg. Sechs bis zehn Sammelausflüge unternimmt eine Biene durchschnittlich pro Tag. Für ein Bienenvolk ergeben sich bis zu 200.000 Ausflüge pro Tag. Für nur 500 g Honig muss ein Bienenvolk somit insgesamt ca. 120.000 Kilometer Flugstrecke zurücklegen. Das entspricht ca. drei Runden um den Äquatorkreis.
Zusätzlich sorgt die Biene für Vielfalt in der Natur. Sie bestäubt die allermeisten Wild- und Kulturpflanzen und verhilft ihnen so zu Blüte und Frucht. Somit leistet sie mit ihrem Flug von Blüte zu Blüte einen unverzichtbaren Beitrag zur Vermehrung und damit zum Erhalt vieler Pflanzen.
Mit ihrer Fleißarbeit liefert die Biene ein wertvolles Naturprodukt, den Honig. Der Wassergehalt eines reifen Honigs liegt im Bereich von ca. 15 % bis max. 20 %. Zu 80 % besteht Honig aus natürlichem Zucker. Fruchtzucker (Fruktose) mit knapp 40 % und Traubenzucker (Glukose) mit gut 30 % machen dabei den größten Teil des Gesamtzuckergehaltes aus. Je nach Honigsorte können diese Werte stark variieren. Über 120 verschiedene Aromastoffe und organische Säuren machen den Geschmack und den Geruch des Honigs aus. Er ist reich an biologischen Wirkstoffen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Ein besonders wertvoller Honig-Bestandteil sind die sogenannten Inhibine, Enzyme, die das Wachstum von Bakterien hemmen.
Schematische Zusammensetzung
Anteile von Wasser , ucker, Zuckerzusammensetzung können stark Wasser 17,20%
Zucker (gesamt) 80%
– Fructose 38%
– Glucose 31%
– Saccharide 1%
– Disaccharide 8%
– höhere Saccharide 2%
Org. Säuren 0,60%
– Glukonsäurre
– Zitronensäure
– Apfelsäure
– Bernsteinsäure
– Ameisensäure
Enzyme 2%
– Invertase
– Diastase
– Katalase
– Phosphatase
– Inhibine (besitzen antibiotische Wirkung)
sowie …
– Aromastoffe
– Vitamine
Mineralstoffe 0,20%
-vor allem Kaliumsalze
Honig-Sorten nach DIB
Honig- Lagerung
Um die hohe Qualität von naturbelassenem Honig möglichst lange zu bewahren, ist eine richtige Lagerung wichtig. Honig ist im Gegensatz zu fast allen anderen Nahrungsmitteln bei entsprechender Lagerung über Jahre hinweg ohne Qualitätseinbußen lagerfähig. Der hohe Zucker- und der geringe Wassergehalt sowie die Inhibine verhindern, dass sich Bakterien und andere Mikroorganismen vermehren können.
Damit auch während der Vorratslagerung im privaten Haushalt das Aroma und die empfindlichen Inhaltsstoffe möglichst lange erhalten bleiben, sollte Honig kühl, trocken, dunkel und geruchsneutral gelagert werden.
Tipps für die Lagerung von Honig im Haushalt
- Kühl:
- – Nicht in direkter Sonneneinstrahlung
– Nicht in beheizten Räumen
– Das Aufbewahren im Kühlschrank ist nicht zu empfehlen
- Honig ist hitzeempfindlich. Bei zu hoher oder zu langer Erwärmung, sowie bei zu hohen Lagertemperaturen, gehen wichtige Inhaltsstoffe und Enzyme verloren.
- Trocken:
- – Deckel stets gut schließen
- Honig ist hygroskopisch, das heißt er zieht Feuchtigkeit aus der Luft an. Als Folge kann es zur Gärung kommen. Bei verschlossenen Gläsern und trockener Lagerung erhöht sich der Wassergehalt nicht.
- Dunkel:
- – im Vorratsschrank oder Keller
- Honig ist lichtempfindlich. Dies betrifft in erster Linie Enzyme mit inhibitorischer Wirkung (Mikroorganismen hemmende Wirkung), die bei länger einwirkender Lichteinwirkung zerstört werden.
- Geruchsneutral:
- – Deckel stets gut schließen
Forschungsprojekt zur Veränderung des Honigs bei Lagerung
Mit den genauen Auswirkungen der Lagerung auf die Honigqualität hat sich das Institut für Bienenkunde in Celle in einem dreijährigen Forschungsprojekt beschäftigt. Dabei führte es Untersuchungen zur Mindesthaltbarkeit von Honig unter Berücksichtigung unterschiedlicher Lagerbedingungen durch. Ziel war es verlässliche und repräsentative Daten zur Veränderung der chemisch-physikalischen Parameter von Honig bei Lagerung über einen längeren Zeitraum und unter unterschiedlichen Bedingungen zu erhalten.
Hintergrund des Projektes ist die Notwendigkeit einer Angabe über das Mindesthaltbarkeitsdatum von Honig, gemäß Lebensmittelkennzeichnungsverordnung. Mit den Ergebnissen des Projektes sollen insbesondere bezogen auf Lagerbedingungen und -zeitraum bei Imkern und im Handel die möglichen Qualitätseinbussen ermittelt und Sicherheit bei der Festlegung des Mindesthaltbarkeitsdatums geschaffen werden.
Über die drei Projektjahre wurden fünf Honige in D.I.B.-Gläsern (D.I.B. – Deutscher Imkerbund) bei fünf unterschiedlichen Lagertemperaturen von 4 °C bis 25 °C gelagert. Die Honige unterschieden sich aufgrund der botanischen Herkunft in ihrer chemisch-physikalischen Zusammensetzung. Innerhalb der drei Jahre wurden die Honige 15 Mal im Abstand von je zehn Kalenderwochen auf die, in der Honigverordnung gelisteten Qualitätsparameter untersucht.
Zusammenfassung der Ergebnisse
Relevante Parameter, die eine wesentliche Veränderung durch die Lagerung erfahren, sind Invertaseaktivität, Diastaseaktivität, HMF-Gehalt, Konsistenz, Gärung und mit der Gärung einhergehend Gärungsparameter wie Hefe-, Ethanol- und Glyceringehalt.
- Eine Lagerung bei 4 °C führt über einen sehr langen Zeitraum zu keiner Veränderung des Honigs. Gleichwohl ist diese Art der Lagerung kostenintensiv und daher ökonomisch nicht sinnvoll.
- Eine Lagerung bei 15 °C ist für Imkereien und Großhandel anzuraten, da hier erst nach längerer Lagerzeit relevante Veränderungen eintreten. Der Honig behält über lange Zeit seine spezifischen Eigenschaften. Die Lagerzeit liegt bei deutlich über drei einhalb Jahren.
Bei einer Lagerung zwischen 18 bis ca. 25 °C liegt die Halbwertzeit der Invertaseaktivität nur noch bei ca. drei Jahren, die der Diastaseaktivität nur noch bei zwei Jahren. Gravierender ist der HMF-Gehalt. Der Grenzwert
- der Honigverordnung (40 mg/kg) ist bereits nach anderthalb bis drei Jahren erreicht. Je höher die Temperatur, umso größer die Veränderungen.
- Bei der Lagerung über 18 °C muss man auch mit dem Beginn der Entmischung rechnen, die wiederum zu verstärkter Gärung führen kann.
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Zitiert aus: Das Honig Portal
Jedesmal, wenn ich mich mit Freunden und Bekannten über Honig unterhalte, taucht die Frage auf, ob denn Honig mehr ist als nur Zucker. Ein Jeder, der sich mit der Materie Honig und Imkerei schon ein wenig mehr befaßt hat, stellt solch eine Frage natürlich nicht mehr. Doch wie ich immer wieder feststellen darf, gibt es noch so manchen Imker, der sich über die Besonderheiten seines Honigs offensichtlich noch gar nicht im Klaren ist. Dies soll für mich der Anlass sein, hier und jetzt zu diesem Thema das Wort zu ergreifen und dabei die Erkenntnisse vorhandener Forschungsarbeiten zum Besten zu geben.
Inzwischen schreiben wir das Jahr 2014, doch bis zum heutigen Tage ist den Geheimnissen des unerforschlich zusammengesetzten Naturproduktes »Honig« noch längst nicht abschließend beizukommen. Eines steht jedoch schon fest, nämlich das Honig nicht gleich Honig ist. Aus diesen beiden Gegebenheiten läßt sich folgendes ableiten: Erstens: Das, was Forschung und Wissenschaft bislang herausgefunden haben, ist bestimmt bei weitem noch nicht alles. Und zweitens: Die »Qualität« der Honige, sowohl den Geschmack und den Genuss betreffend, als auch vom medizinischen her betrachtet, ist exorbitant anders geartet. Lassen Sie mich das an zwei Beispielen verdeutlichen: Zum Einen mit den Heilpflanzen; zum Anderen mit den Weinen. Die Heilpflanzen hat man seinerzeit , ebenso wie auch den Honig, als Gaben Gottes rein gefühlsmäßig bei Krankheiten und Befindlichkeitsstörungen zur Anwendung gebracht. Beim Sammeln, Trocknen usw. sind allerdings seit frühester Zeit bestimmte Regeln beachtet worden. Viel später erst kam man dahinter, auf welchen Inhaltsstoffen die Heilwirkungen der einzelnen Pflanzen beruhten. So ergab es sich, welche Sorten wo zur Anwendung kamen, wie sie zu kultivieren, wann zu ernten, wie aufzuheben und aufzubereiten waren, um die gewünschten Heilwirkungen zu erzielen. Daraus folgt der Schluß: Droge ist nicht gleich Droge, wie Honig nicht gleich Honig ist. –
Das zweite Beispiel, das ich anführen möchte, ist der Wein. Ich kenne niemanden der behauptet, daß Wein gleich Wein ist. Zwar werden sich chemisch kaum Unterschiede feststellen lassen, aber die Zunge und der Gaumen des Kenners werden sie sehr wohl wahrnehmen können. Diese Unterschiede sind sowohl in der Wirkung als auch im Geschmack deutlich zu erkennen. Auch diese Wirkungsunterschiede bei den Weinen sind weder chemisch noch physiologisch-pharmakologisch einwandfrei erklärbar, es sei denn, es handele sich um grob denaturierte, verdorbene oder verfälschte Weine. Diese beiden Vergleiche zum Thema des Honigs habe ich nur deshalb so ausführlich erläutert, um all jene wach zu rütteln, die meinen: Was habt ihr denn nur immer mit eurem Honig? Gibt es denn einen Beweis, daß er etwas Besonderes ist? Ist es nicht völlig egal, ob ihr die eine oder die andere Sorte Honig, erhitzt oder unerhitzt, aus Norden oder Süden, von Bäumen oder Pflanzen, oder gar Kunsthonig habt. Was ist es denn anderes als Zucker mit ein bischen Blumenaroma. Man erlaube einem Apotheker oder Arzt eine solche Einstellung über seine Heildrogen, oder einem Weinkenner über die Weine zu, und man wird das Widersinnige dieser Ansicht deutlich erkennen.
Dem Himmel sei Dank ist es nicht erforderlich, uns mit Rückschlüssen auf den erwiesenermaßen seit Jahrtausenden sichtbaren Wert des Honigs zu begnügen. Auch auf die Meinung anderer, die uns als Kenner auf Grund ihrer Empfindungen erzählen: »Mein Honig ist gehaltvoller als Deiner, da er cremiger schmeckt und außerdem gesünder ist etc.«, sind wir nicht angewiesen. Es ist nun schon eine ganze Zeit her, daß die Forschung etliche exakt nachweisbare Wirkstoffe im Honig gefunden hat, die diesen Leckerschmecker zu etwas ganz Besonderem machen. Lassen Sie mich zu Beginn die unterschiedlichen Fermente nennen, die ein spezielles Forschungsgebiet von Gontarski gebildet haben und über die er uns bereits vieles mitteilte. Wir sprechen hier über die stärkespaltende Diastase sowie über die vorwiegend hitzeempfindliche, den Rohrzucker in Trauben- und Fruchtzucker aufspaltende, Invertase. Diese Verdauungsenzyme gelangen mit dem Bienenspeichel in den Honig und erwecken ihn so gewissermaßen zum Leben. Ist der Honig mißhandelt worden, etwa durch Erhitzen zerstört, so ist er biologisch betrachtet tot. Daraus folgt, daß gleichzeitig auch noch andere wichtige Wirkstoffe dabei zu Grunde gegangen sind. Wenn Sie es mit gewissen Fällen von Verdauungsschwäche zu tun haben, etwa bei völligem Fehlen von Magensäure, so ist es durchaus von Vorteil, wenn diese Verdauungsenzyme mit dem Honig zugeführt werden können. Diastase und Invertase sind für uns, und auch für das Lebensmittelgesetz, immer noch die am einfachsten nachweisbaren Kriterien für die Qualität des Honigs. Weist ein Honig nur geringe Mengen davon auf, so ist davon auszugehen, daß auch andere hitzeempfindliche Wirkstoffe, teilweise oder ganz, in diesem Honig fehlen.
Andere hitzeempfindliche Substanzen im Honig nennt man Inhibine. Es sind chemisch noch nicht vollumfänglich erforschte Bakterienhemmstoffe. Sie reagieren nicht nur bei Hitze, sondern auch bei direkter Sonnenbestrahlung des Honigs äußerst empfindlich. Ihre Reaktion ist vergleichbar, wenn auch nicht so wirkungsvoll wie die »Antibiotika«, also des Penicillin, Streptomycin, Aureomycin usw. Sie haben sich bereits ausgezeichnet gegen Diphtheriebazillen bewährt, und so konnten Diphtheriebazillenträger, die, ohne selbst erkrankt zu sein, auf ihren Mandeln Diphtheriebazillen einquartieren und somit einen Ansteckungsherd darstellen, mit Honig ausheilen. Die Inhibine haben ganz gewiss auch eine Nützlichkeit für den Honig als Wundheilmittel. Die Bakterien, die durch die erhöhte Zuckerkonzentration mittels osmotischer Wirksamkeiten aus der Wunde herausgezogen werden, kommen dann mit der Honiginhibine in Berührung. –
Über eine zusätzliche hitzeempfindliche Auswirkung bei Honig, die des sogenannten »permeabilitätsfördernden Faktors«, berichtete seinerzeit Klotzbücher von der Bürgerschen Klinik in Leipzig. Er erkannte, daß Honig eine Substanz enthält, der den Zucker rascher durch die Muskulatur eines Froschherzens hindurchtreten ließ. Nach erhitzen des Honigs verhielt er sich wie ganz normaler Zucker, d. h. er trat viel langsamer durch die Froschherzmuskulatur hindurch. Daraus lies sich folgern, daß eine derartige Förderung der Gewebsdurchlässigkeit für Zucker die Aufnahme des Honigzuckers durch den Körper fördern müßte. Gerade für den kranken Körper kann dies von entscheidender Bedeutung sein. Bei Magen-Darmkrankheiten ist es bedeutsam, daß zugeführte Zucker möglichst rasch aus dem Darme in die Blutbahn verschwinden, damit sie nicht erst gährungsfähiges Material liefern und damit Durchfälle und Bakterienwachstum unterhalten. Honig wird schon deshalb besonders gut aufgesogen, weil er überwiegend aus Trauben- und Fruchtzucker besteht, also zwei Zuckern, die ohne vorherige Aufspaltung direkt ins Blut gelangen können. Wenn dieser Ablauf jetzt noch durch den »permeabilitätsfördernden Faktor« gesteigert wird, so ergeben sich daraus im Honig besonders günstige Merkmale für eine Heilnahrung und zugleich für ein Heilmittel. Diese Leichtverdaulichkeit des Honigs kommt den Patienten auch bei Leber-, Gallen- und Bauchspeicheldrüsenerkrankungen zu Gute. Sie läßt ihn auch zu einem entscheidenden Mittel bei Säuglings- und Kleinkinderkrankheiten im allgemeinen und bei Verdauungsstörungen dieser Kinder im besonderen werden.
Als im Jahre 1947 der damalige Assistent von Prof. Eb. Koch, Fritz Baumgarten damit begann, sich wissenschaftlich für den Honig zu interessieren, gingen die ersten Analysen von der Besonderheit der Honigwirkung dahin, daß der Honig die Nutzung von Zucker durch den Organismus fördere. Klotzbüchers Niederschriften über den »permeabilitätsfördernden Faktor« waren damals noch nicht bekannt. Man betrat also völliges Neuland. Und doch fand man bereits nach kurzer Zeit heraus, daß Honig auf der einen Seite die Energiefreisetzung von Zellen vorübergehend verlangsamte, während er die Energiespeicherung in diesen Zellen förderte. Wenig später stießen die Wissenschaftler auch auf die Ursache dieser Besonderheit des Honigs: Es war zu erkennen, daß in ihm eine Substanz enthalten ist, die das selbe bewirkte, wie ein Teil des menschlichen (und tierischen) Nervensystems: Der Parasympathikus. Dieser Parasympathikus ermöglicht es uns Menschen, wenig Energie zu investieren und viel Energie zu speichern, daraus folgt: Die Verdauungsvorgänge werden gefördert, der Herzschlag wird vermindert und der Blutdruck wird gesenkt. Wenn wir uns nachts im Tiefschlaf befinden, steht unser Körper besonders unter dem Einfluß jenes parasympathischen Nervensystems. Dieser Wirkstoff, über den dieses Nervensystem auch im Körper agiert, ist im Honig enthalten, ist pharmakologisch nachgewiesen und schließlich auch von Goldschmidt und Mitarbeitern chemisch analysiert worden. Es ist das Azetylcholin und sein Grundstoff, das Cholin. Weitere Expertiesen zeigten, daß dieses Azetylcholin in den einzelnen Honigsorten in sehr spezifischen Portionen enthalten ist. Ein weiteres Resultat ist, daß Honig, über längere Zeit kontinuierlich direkt in die Blutbahn eingegeben, den Blutzucker absenkt, obwohl man mit dem Honig doch quasi Zucker ins Blut bringt und daher der Blutzucker ansteigen sollte. Es ist also so, als ob mit dem Honigzucker Insulin, das blutzuckersenkende Hormon, gegeben wird. Das ist jenes Hormon, das beim Zuckerkranken mangelt.
Diese Erforschung legte nahe, mit Honig an Zuckerkranken Untersuchungen durchzuführen. Die ersten Ergebnisse machten uns Mut. Bei etlichen, wenn auch nicht bei allen Zuckerkranken, konnten durchaus nennenswerte Honigmengen in die Blutbahn eingebracht werden, ohne das der Blutzucker anstieg. Vereinzelt ist auch eine Absenkung zu verzeichnen gewesen. Auch konnten einige, lediglich gering erkrankte »Altersdiabetiker« kleinere Gaben an Honig, so um die 50 g pro Tag, ohne Erhöhung ihrer Harnzuckerausscheidung vertragen. An dieser Stelle sei erwähnt, daß dies Ausnahmen waren. Ein Zuckerkranker, der einen Versuch mit Honig machen möchte, sollte dies nur unter eingehender Kontrolle seines Arztes und äußerst diszipliniert angehen. Ohne ärztliche Begleitung kann es durchaus riskant werden, worauf der berühmte Schweizer Diabeteskenner Prof Constam mit Recht hinweist. Honig kann sich hier zu einem Medikament entwickeln, das gefährliche Situationen, z.B. das Vorkommen von Aceton, aussetzen kann. Der Honig gehört dann aber ausschließlich in die Hand des Arztes. Ein besonderes Privileg des Honigs bei Diabetes ist, abgesehen von seinen die Zuckerverwertung fördernden Substanzen, sein hoher Anteil an Fruchtzucker. Fruchtzucker kann daher beim Zuckerkranken unter Umgehung einer gestörten Stoffwechselstufe zur Anwendung kommen.
Bschäftigen wir uns jetzt weiter mit dem Fruchtzucker, so können wir die positive Bedeutung des Honigs bei Leberkrankheiten verständlich nachvollziehen. Fruchtzucker wird von der Leber sofort und ausgiebig in Form tierischer Stärke, des sogenannten »Glykogens« gespeichert. Dieses »Glykogen« stellt Vorräte für die Leber und für den gesamten Körperhaushalt dar. Es wirkt den unangenehmen Begleiterscheinungen bei Lebererkrankungen, insbesondere der Leberverfettung, entgegen. Hinzu kommt, daß das im Honig befindliche Cholin als sogenannter »lipotroper« Faktor das Fett aus der Leber abtransportiert. Also besteht auch hier wieder ein absolut ersprießliches Zusammenwirken unterschiedlicher Inhaltstoffe unseres Honigs.
Auch der alte Slogan »Honig ist Hafer für das Herz« kann heutzutage wissenschaftlich belegt werden: Die im Honig befindlichen Zucker, Traubenzucker und Fruchtzucker, sind expliziet heilsame Energielieferanten für unser Herz. Zusätzlich erhöht der Honig, wie Prof Schiemert analysieren konnte, die Durchblutung der Herzkranzgefäße, bringt damit also in wachsendem Maße Nährstoffe und Sauerstoff an den Herzmuskel heran, wirkt der »Angina pectoris« und dem »Herzinfarkt«, häufigen Erkrankungen unserer modernen Zeit, entgegen und ist überhaupt bei allen Herzkrankheiten willkommen. Wenn Sie vielleicht einen unregelmäßigen Herzschlag haben, so kann ich Ihnen Honig wärmstens empfehlen. Auch die Verbesserung der Stoffwechselvorgänge in der Leber durch Honig wirkt sich außerdem positiv auf das Herz aus.
Der Honig hat erwiesenermaßen auch eine entgiftende Wirkung, die durchaus geschätzt wird. Besonders deutlich ist sie bei dem zur örtlichen Betäubung, gegen Asthma und viele andere Krankheiten gespritzten Procain: Rein in die Blutbahn gespritzt, kann es zu sehr unangenehmen Nebenwirkungen führen. Löst man es aber in Honig auf, so kann man es, nach entsprechender Reinigung des Honigs, ohne Nebenwirkungen einspritzen.
Es ist fast überflüssig, den seit Jahrtausenden bekannten Heilwert des Honigs bei katarrhalischen Erkrankungen, bei allgemeiner Schwäche, Rekonvaleszenz, Blutarmut, Stuhlverstopfung, Hautkrankheiten, verschmutzten Wunden und vielen anderen mehr noch besonders herauszustellen.
Am Ende sei noch eine erstaunliche Besonderheit des Honigs aufgeführt: Er hat die seltene Funktion, einige sonst sehr leicht zersetzliche und verderbliche bedeutende Substanzen wie z. B. das Nebennierenmarkhormon Adrenalin und das Parasympathicus-»Gewebshormon« Acetylcholin, das ich oben erwähnte, praktisch unbegrenzt haltbar zu machen, zu »stabilisieren«. Dieser Charakter des Honigs ist so bemerkenswert, daß fleißige Chemiker versuchten, diese Eigenschaft des Honigs künstlich für die Haltbarmachung solcher Wirkstoffe zu benutzen. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, daß man dabei die Leistungsfähigkeit des echten Honigs jemals erreichte.
Einzig dieser Katalog objektiv faßbarer Sachverhalte bestätigt, daß im Honig etwas ganz Besonderes vorliegt; daß er zweifellos mehr ist, als nur Zucker. Um die Eigentümlichkeit des Honigs aber noch mehr heraus zu stellen, sei betont, das er reich an wichtigen Spurenelementen, ins besondere an Phosphor und Kalium ist und das er noch zahlreiche andere Substanzen wie Aminosäuren, organische Phosphate und ätherische Öle beinhaltet. Auch diese Bausteine, von deren Bedeutung für die Arzneiwirkung des Honigs noch längst nicht alles erforscht ist, sind teilweise hitzeempfindlich. Die ätherischen Öle sind hochgradig flüchtig. Sie sind zum guten Teil für das ausgewogene Aroma des Honigs zuständig. Somit liegt es auf der Hand, daß Erhitzung des Honigs ihm auch, um im Fachjargon des Weines zu sprechen, sein »Bukett« nimmt. Festzuhalten bleibt am Ende somit: Als Honigliebhaber würde es mich freuen, wenn jeder Imker mit dem wertvollen Gottesgeschenk Honig so sorgsam und liebevoll umgeht, wie der zuverlässige Winzer mit seinem edlen Wein. Alles, was die Strahlen der Sonne, der Wohlgeruch der Flora, der Arbeitseifer der fleißigen Bienen hineingelegt hat, das möge er erhalten zum Wohle von uns allen, ob krank oder gesund. Der Honig ist und bleibt eine Götterspeise, heute wie vor tausend Jahren.