VAROA

Varoamilbe

Varoamilbe

Quelle wikipedia.de

Varroa destructor (lat., dt. zerstörerische Milbe) wurde im Jahr 2000 durch Anderson und Trueman beschrieben.[5] Zuvor wurden die Milben der bereits länger bekannten Art Varroa jacobsoni Oudemans, 1904 zugerechnet, die nur in Südostasien vorkommt. In älterer Literatur ist die Art deshalb unter diesem Namen aufgeführt.

Der ursprüngliche Wirt von Varroa destructor ist die Östliche Honigbiene (Apis cerana). Bei dieser Art werden ausschließlich die Larven von Drohnen befallen, eine Entwicklung an Arbeiterinnen erfolgt nicht.[3] Die Milbenart war auf das tropische Ostasien beschränkt, wo drei weitere Arten der Gattung, westlich bis Nepal, leben.[3][6] Auf die westliche Honigbiene, Apis mellifera, ging die Art durch in Kultur gehaltene Bienen über, die in die Heimat von Apis cerana eingeführt worden waren. Zusätzliche Wirte von Varroa destructor sind nicht bekannt.

Durch molekulargenetische Untersuchungen von Varroamilben wurden unterschiedliche Stammlinien der Art und ihrer nahe verwandten Schwesterart Varroa jacobsoni identifiziert, die verschiedene Teile ihres natürlichen Verbreitungsgebiets besiedeln. Nur zwei dieser Typen sind auf Apis mellifera übergegangen, von denen nur einer (der sog. koreanische Haplotyp) weltweit verschleppt worden ist. Die weltweit verbreiteten Milben sind, im Gegensatz zu denjenigen ihrer Ursprungsheimat, genetisch so uniform, dass sie als Klone betrachtet werden können.[7]

Heute ist Varroa destructor mit Ausnahme von Australien und der Antarktis [8] weltweit verbreitet. Die Art ist vor allem durch den Versand von Bienenvölkern und Königinnen verschleppt worden. Der erste Nachweis von der russischen Pazifikküste stammt von 1952, aus Japan von 1958. In Europa wurde sie zuerst 1967 in Bulgarien gefunden. Der erste deutsche Nachweis stammt aus dem Jahr 1977.[9]

In vielen Teilen Europas sind die Imker wegen der großflächigen Monokulturen der industrialisierten Landwirtschaft zum Wandern mit ihren Völkern gezwungen, was die schnelle Verbreitung des Parasiten begünstigt.

Varroamilben auf einer Bienenpuppe

Varroamilbe auf einer fliegenden Honigbiene

Erkrankung und Bienensterben

Milbenbefall schwächt die Bienen auf verschiedenen Wegen. Durch das Aussaugen der Hämolymphe verlieren befallene Larven direkt an Gewicht, die ausgeschlüpften Bienen bleiben um etwa ein Zehntel kleiner als gesunde Tiere. Die befallenen Tiere besitzen eine deutlich verkürzte Lebensspanne. Sie haben schlechtere Lernleistungen und kehren häufiger nicht in den Stock zurück.

Zusätzlich werden durch den Milbenbefall schädigende Viren übertragen.[8][3] Von den 18 von Honigbienen bekannten pathogenen Viren werden fünf nachweislich durch Varroamilben als Vektor übertragen. Außerdem kann durch die Schädigung des Immunsystems der Biene vorher unterdrückter Pathogenbefall nun virulent werden. Meist wird angenommen, dass für den schließlich eintretenden Zusammenbruch des Bienenstaats weniger die Schädigung durch die Milbe selbst, sondern eher die Ausbreitung und Förderung der Pathogene verantwortlich ist. Auch der Befall mit dem Einzeller Nosema apis oder anderen Nosema-Arten trägt möglicherweise dazu bei.

Die Varroamilbe gilt als eine Hauptursache des in Deutschland seit einigen Jahren immer wieder im Herbst oder dem Winterhalbjahr auftretenden seuchenartigen Bienensterbens.[10][11][12]

Resistenzen

Varroa destructor schädigt ihren Ursprungswirt Apis cerana nur milde und unwesentlich. Bei dieser Art werden ausschließlich Drohnenlarven befallen. Die Bienen sind bei der Entfernung des Parasiten erfolgreicher, außerdem verbleiben stark befallene Drohnen in der Zelle, ohne auszuschlüpfen, wodurch die Vermehrung der Milbe begrenzt bleibt. Apis mellifera fehlen diese wohl durch Koevolution entstandenen Abwehrmechanismen.

Auch unter Völkern der Westlichen Honigbiene wurden solche gefunden, die natürlicherweise mit dem Parasitenbefall besser zurechtkommen als andere. Gut dokumentiert ist, dass Afrikanisierte Honigbienen resistenter sind als die Stammform.[13] In Europa existieren Populationen in Gotland (Schweden) und Avignon (Frankreich), die Milbenbefall, anders als üblich, viele Jahre tolerieren können.[14] Stärkere Resistenzen als die meisten westeuropäischen Zuchtlinien besitzen auch russische Stämme (Primorski-Bienen).

Die Züchtung resistenter Linien gilt als einzige langfristig erfolgversprechende Bekämpfungsmethode der Milbe und wird deshalb an verschiedenen Stellen durch Einkreuzen resistenterer Linien in die üblicherweise verwendeten Stämme versucht. Die bisherigen Erfolge blieben allerdings gering.

Bekämpfung

In jedem Fall ist es wichtig, durch laufende Kontrolle die Befallsstärke abzuschätzen. Dies geschieht durch Gemülldiagnose, indem die pro Tag auf den Boden der Bienenbeute abgefallenen toten Milben gezählt werden. Fallen im Juli 5 bis 10 Milben pro Tag, kann der Befall bereits kritisch sein. Eine weitere Diagnosemöglichkeit zur Befallskontrolle ist die sogenannte Puderzuckermethode. Mit Hilfe dieser Methode kann die Befallstärke schnell und sehr genau bestimmt werden. Würde Puderzucker zur Therapie benutzt werden, wäre das nach dem Arzneimittelgesetz zu beurteilen. [15]

Chemische Bekämpfungsmethoden

Die Bekämpfung der Milben mit Akariziden, vor allem Phosphorsäureester und Pyrethroiden, gehörte zu den ersten Bekämpfungsstrategien. Inzwischen sind zahlreiche Populationen von Varroa destructor gegen eine Vielzahl dieser Präparate resistent geworden.[3] Weitere Nachteile der Akarizidbehandlung sind Rückstände in Wachs und Honig und Bienenschädigungen durch Exposition gemeinsam mit anderen in der Umwelt verbreiteten Chemikalien. Völlig neue Wirkstoffe sind nicht in Sicht, so dass zu erwarten ist, dass klassische Akarizide ihre Wirkung auf die Art mehr und mehr verlieren werden.

Teilweise gute Erfolge wurden für den Einsatz von organischen Säuren wie Ameisensäure, Milchsäure und Oxalsäure berichtet. Milchsäure verwendet man vorwiegend im Sommer zur Erstbehandlung von Jungvölkern (Ablegern), solange diese noch brutfrei sind; die Winterbehandlung mit Milchsäure ist möglich und sehr erfolgreich.[16] Ameisensäure wird auf verschiedenerlei Weisen in die Völker eingebracht. Neue Arzneimittel mit Ameisensäure ermöglichen auch erstmals während der Tracht eine Behandlung, bei der anschließend der Honig noch geerntet werden darf.[17] Die Bieneninstitute warnen allerdings derzeit vor diesem Einsatz, weil noch nicht ausreichende Erfahrungen mit der verbliebenen Menge von Säureresten im Honig vorliegen. MAQS wirkt gerade am ersten Tag exponentiell, was in 2014 zu Verlusten auch von Königinnen geführt hat [18]. Die Oxalsäure bringt man in der Regel im November oder Dezember in flüssiger Form in die Wabengassen der unteren Brutzarge ein. Diese drei Säuren oder ihre Salze kommen natürlicherweise im Stoffwechsel von Pflanzen und Tieren vor und sogar in manchen Honigsorten.

Eine andere Methode beruht auf dem Einsatz von ätherischen Ölen mit Thymol.

Diese Mittel können allerdings nur in Zeiträumen ohne Brut eingesetzt werden, der Erfolg ist auch vom Dampfdruck der Substanz im Stock abhängig. Dafür kommt es weder zu Resistenzbildungen noch zu Rückständen im Honig.

Gegen die Varroose zugelassene Mittel in Österreich

In Österreich sind seit dem 11. Juli 2014 fünf Tierarzneimittel zugelassen:[19]

  1. AMO Varroxal 85 % Ameisensäure-Lösung zum Verdunsten im Bienenstock für Honigbienen
  2. Apiguard – Gel für Bienen (rezept- und apothekenpflichtig)
  3. APILIFE VAR – imprägnierte Streifen für den Bienenstock für Honigbienen
  4. Dany’s BienenWohl – 3,5 % (m/m) Oxalsäuredihydrat-Lösung zum Träufeln für Honigbienen
  5. THYMOVAR; 15 g Streifen für den Bienenstock, für Honigbienen

Gegen die Varroose zugelassene Mittel in Deutschland

In Deutschland sind zehn Mittel zugelassen: [20]

  1. Perizin (Wirkstoff: Coumaphos)
  2. Bayvarol (Pyretroid)
  3. Apiguard (Thymol)
  4. Thymovar (Thymol)
  5. ApiLiveVar (Thymol u.a.)
  6. Milchsäure 15% ad us.vet.
  7. Ameisensäure 60% ad us.vet.
  8. MAQS = MiteAwayQuickStrips (Gel+Ameisensäure)
  9. Oxalsäurehydratlösung ad us.vet.
  10. Oxuvar ad us.vet. (Oxalsäure)

Die insgesamt drei Präparate auf Basis von Ameisensäure und Milchsäure sind frei verkäuflich und benötigen keinen Eintrag ins Bestandsbuch. Alle anderen sind rezept- und apothekenpflichtig.

In einem Land der Europäischen Union (EU) muss bei Therapienotstand (Definition im AMG) vorrangig ein Mittel eingesetzt werden, das in einem EU-Land zugelassen ist. 85%ige Ameisensäure darf deshalb seit 11. Juli 2014 in Deutschland nur noch als „AMO Varroxal 85% Ameisensäurelösung“ eingesetzt werden und nur noch, wenn sie bei Therapienotstand vom Tierarzt verschrieben wird und weil sie seit diesem Stichtag im EU-Land Österreich (dort frei verkäuflich) als „Varroxal“ zugelassen ist.