Der stumme Frühling muss nicht sein !
Am 25.7 hat quarksundco – Quarks & Co | 25.07.2017 | 43:02 Min.– sich dieses aktuellen Themas angenommen:
Käfer, Hummeln, Schmetterlinge: Sterben die Insekten aus?
Insekten sind von unserer Erde eigentlich nicht wegzudenken. Es gibt über eine Millionen verschiedener Arten weltweit und sie sind Hauptnahrungsquelle für viele Tiere wie zum Beispiel Vögel, Fische und Fledermäuse. 80 Prozent aller Wildpflanzen werden von Insekten bestäubt und können ohne sie nicht überleben. Und auch für uns Menschen sind Insekten wichtig: 35 Prozent unserer Lebensmittel hängen von der Bestäubung ab. International schätzen Experten den wirtschaftlichen Gesamtwert der Bestäubung durch Insekten auf bis zu 577 Milliarden Dollar.
Immer mehr Insektenarten sind bedroht
Insekten haben faszinierende Überlebenstricks entwickelt: vom leuchtenden Paarungstanz der Glühwürmchen bis zur Giftspritze des Laufkäfers, der sich seine Säure bei den Ameisen besorgt. Doch seit Jahren werden die Insekten immer weniger. Auch in Deutschland beobachten Biologen an einigen Orten einen starken Schwund. In einem Naturschutzgebiet nahe Krefeld zum Beispiel zählen sie bis zu 80 Prozent weniger Insekten als noch vor 30 Jahren. Bei Regensburg sind in den letzten 200 Jahren rund 60 Prozent der Schmetterlingsarten verschwunden. Quarks & Co hakt nach: Warum sterben die Insekten und wie können wir sie retten?
Gärten sind ein wichtiger Lebensraum für Insekten, gerade in Zeiten des Insektensterbens. Ob Hummelhotel oder Schmetterlingsbeet: Mit diesen Tipps machen Sie aus Ihrem Garten ein Insektenparadies.
Gute Hecke, schlechte Hecke
Thuja-Hecken sind beliebt – sie wachsen schnell, kosten wenig und sind pflegeleicht. Aber: Heimische Insekten können mit ihr nichts anfangen, da der Lebensbaum aus Nordamerika eingeführt wurde. Viel besser für Insekten: Heckensträucher aus heimischen Wildgehölzen. Denn die Blütenform der heimischen Gehölze und die Rüssellänge der saugenden Insekten haben sich während der Evolution perfekt aneinander angepasst. Besonders schön ist es, verschiedene Arten zu kombinieren, wie zum Beispiel den Roten Hartriegel, Weißdorn und Liguster. Schlehe, Holzbirne und Holzapfel eignen sich ebenfalls.
Das Hummelhotel
Hummeln sind extrem wichtige Bestäuber. Sie fliegen oft mehr Blüten an als Bienen und sind auch bei kälterem Wetter unterwegs. In einem Hummelhotel fühlen sie sich besonders wohl. Gebaut wird es am besten aus Sperrholzplatten und von außen gegen Witterungseinflüsse lackiert. Den Eingang verschließt eine Hummelklappe. Das ist wichtig, damit Wachsmotten und Fliegen nicht ins Nest gelangen. Ins Innere kommen Kleintierstreu, Grasschnitt, Blätter oder Stroh und etwas Moos. Etwa in der Mitte formt man eine Mulde für das Nest. Man kann auch fertige Hummelkugeln kaufen. Idealerweise wachsen in der Nähe Taubnesseln, Kirsche, Apfel, Himbeere, Beinwell, Wicken, Weiß- und Rotklee. So haben die Hummeln etwas zu futtern.
Blumenbeet für Schmetterlinge und Raupen
Schmetterlinge lieben den Nektar von Blaustern, Schlüsselblume und Margerite im Frühling oder Purpur-Fetthenne oder Neubelgische Aster im Herbst. Raupen sind da schon wählerischer. So lebt die Raupe des Schwalbenschwanzes nur auf der Wilden Möhre oder der Petersilie, Raupen von Schachbrett und Ochsenauge ernähren sich von Gräsern. Lassen Sie außerdem im Garten die eine oder andere Brennnessel stehen, denn diese dienen vielen Schmetterlings-Raupen als Nahrung.
Nisthilfen für Insekten
Blattläuse auf den Rosen? Dagegen helfen Florfliegen. Für sie gibt es spezielle Nistkästen, die mit Stroh gefüllt werden. Ohrwürmer besiedeln gerne Tontöpfe, die mit Holzwolle, Heu oder Stroh gefüllt sind. Am besten mit einem Drahtgitter verschlossen und mit der Öffnung nach unten an einem Ast befestigt. Viele Wildbienenarten legen ihre Eier in kleine Gänge ins Holz. Solche Gänge kann man imitieren, indem man Löcher in Hartholz bohrt. Aber Achtung! Nur entrindetes Hartholz nehmen, am besten Esche. Idealerweise wird ins Längsholz gebohrt, nicht in das Hirnholz. Das ist an den kreisförmigen Jahresringen zu erkennen. Der Bohrlochdurchmesser sollte drei bis acht Millimeter betragen. Die Nisthilfe an einem möglichst sonnigen, regen- und windgeschützten Standort fest anbringen, also nicht baumelnd oder bodennah. Die Flugbahn sollte stets frei bleiben.
Totholz lebt!
Ein Holzstapel aus alten Baumstämmen und Reisig bietet einen perfekten Lebensraum für viele seltene Käfer. Ihre Larven nutzen das sich zersetzende Holz als Nahrung. In den so entstehenden Gängen und Löchern finden Ameisen oder Wildbienen neuen Wohnraum. Fliegen- und Mückenlarven leben von Pilzen oder Bakterien, die in den Bohrgängen wachsen. Sehr wichtig für die Bodenfruchtbarkeit sind die winzigen Springschwänze. Sie bauen zusammen mit Bakterien und Pilzen das vermoderte Holz zu Humus ab.
Lieblingsblumen
Beifuß dient 180 Insektenarten als Nahrungsquelle! Hummeln mögen gerne Löwenmaul, Mohn, Klee, Wiesen-Salbei und Weißdorn. Bienen fliegen auf Fenchel, Dill, Kornblume und Bergminze. Nachtfalter freuen sich über stark duftende Nachtblüher wie Nachtkerze, Türkenbund, Zaunwinde oder Seifenkraut. Schwebfliegen holen sich ihr Futter vor allem von Doldenblütlern wie Bärenklau, Möhre, aber auch von Margeriten, Ringelblumen, Strohblumen und Herbstastern.
Steine im Garten
Eine Kräuterspirale aus Natursteinen bietet nicht nur frisches Grün für die Küche – in den Spalten fühlen sich auch Insekten besonders wohl. Schmetterlinge suchen hier gerne Schutz und nachts geben die Steine Wärme ab. Nicht ganz so aufwendig: eine Steinpyramide. Dafür einfach Porotonsteine und andere Steine mit einem Hammer grob zerkleinern. Außen Sandsteine stabil aufeinander schichten, damit die Pyramide nicht umfällt. Und vor die Pyramide kommen dann Futterpflanzen für Insekten: Nelkenarten, Hauswurz, Skabiose oder Irisarten.
Ideal für Insekten: die Wildblumenwiese
Für viele Gartenbesitzer ein Muss: Der immergrüne, kurz gemähte englische Rasen. Doch Insekten finden dort keine Nahrung. Viel besser ist eine Wildblumenwiese, auch Magerwiese genannt. „Mager“ heißt die Wiese deshalb, weil dort die nährstoffreiche Erde mit nährstoffarmen Material vermischt wird, etwa mit Sand. Auf diesem Boden wachsen nach einiger Zeit eine Vielzahl an Wildpflanzen und Heilkräutern, die viele Insekten und Kleinsäuger anlocken. Die Wiese darf ruhig 80 Zentimeter hoch wachsen und muss nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden.
Zierpflanzen: schön, aber wertlos
Die Forsythie, der Schmuck vieler Vorgärten, ist für Insekten komplett wertlos. Denn sie finden dort weder Nektar noch Früchte. Ebenfalls Vorsicht bei Sträuchern und Stauden mit gefüllten Blüten. Hier finden die Insekten weder Pollen noch Nektar. Gefüllte Blüten findet man unter anderem bei Chrysanthemen, Dahlien, Astern, Rosen, Akelei, Nelken, Kamelien, Pfingstrosen, Gänseblümchen und Sonnenblumen. Wer den Insekten etwas Gutes tun möchte, achtet beim Kauf von Zierpflanzen also besser auf nektarreiche, ungefüllte Blüten, etwa die Fetthenne, Rittersporn und Fingerhut.
Das Glück des Gärtners
Das Glück der Insekten ist das Glück des Gärtners. Leben viele Arten im Garten, werden dank Biene, Hummel und Co viele Blüten bestäubt. Mehr bestäubte Blüten heißt auch mehr Kirschen, Äpfel oder Birnen. Außerdem gibt es weniger Schädlinge. Die Larven von Schwebfliegen und Marienkäfer vertilgen Blattläuse, Ohrwürmer machen sich genüsslich über Blatt- und Schildläuse sowie Spinnmilben her. Fühlen sich die Nützlinge wohl, braucht man keine Pflanzenschutzmittel für Obst und Gemüse.