Forscher haben geklärt, wie Wespen den Weg zurück zum Nest finden

aus DRADIO Forschung vom 12.2.2016

Wenn Wespen ihr Nest verlassen, dann fliegen sie erst einige Male dorthin zurück, bevor sie auf Nahrungssuche gehen. Schon lange ist bekannt, dass sie diese „Lernflüge“ stets in der gleichen Form fliegen, und zwar in immer größer werdenden Bögen vom Nest weg. Wenn sie von der Futtersuche zurückkommen, fliegen sie ähnliche Bögen, bevor sie ihr Nest wieder erreichen.

Lernflüge der Wespen

Lernflüge von Wespen

 

Jetzt haben Forscher aus Deutschland und Australien herausgefunden, wie die Wespen den Weg zurück zum Nest finden. Sie haben die Insekten in Australien mit Hochgeschwindigkeitskameras gefilmt und ihre Flugrouten am Computer ausgewertet. Demnach schießen Wespen ein mentales Foto ihres Nestes und der Umgebung, wenn sie in einem Bogen darüber fliegen. Sie speichern dann ihre Position und die Richtung zum Nest ab. Kommen sie von der Nahrungssuche zurück und deckt sich die Umgebung mit der eines abgespeicherten Fotos, können sie die Richtung zum Nest rekonstruieren. Landmarken am Boden, wie etwa Felsen, helfen bei der Orientierung. Die Studie ist im Fachmagazin „Current Biology“ erschienen. [Jst]

Leider ist der vollständige Artikel nur in englisch verfügbar .

Zitiert nach:

Stürzl et al., How Wasps Acquire and Use Views for Homing, Current Biology (2016), http://dx.doi.org/10.1016/
j.cub.2015.12.05

Insektensterben – Rückgang der Insektenpopulationen um bis zu 80 Prozent in Teilen Deutschlands

In den letzten Jahren ist die Zahl der Fluginsekten in Teilen Deutschlands dramatisch zurückgegangen, in Nordrhein-Westfalen um alarmierende 80 Prozent. Die Folgen sind bisher ungeklärt. Der NABU fordert schnelle Aufklärung der Ursachen und des Ausmaßes. Weiterlesen

Honig aus dem Zapfhahn ?

Honig aus dem Zapfhahn ?

Eine neue Erfindung für Imker sorgt für Aufregung im Netz. Damit soll Honig geerntet werden können, ohne dass die Bienen aufgeschreckt werden. Unterstützer spenden Millionen, damit die Erfindung gebaut werden kann.

Die WDR5-Radiosendung Leonardo hat im vergangenen Jahr  bereits darüber berichtet.

Hier ein Auszug:

„Mehr Spenden als erhofft

Um ihre Erfindung zu finanzieren, haben die beiden Australier eine Online-Crowdfunding-Aktion gestartet. Wer eine solche Beute oder Kunststoffrahmen haben will, spendet einen bestimmten Betrag und wird dann, wenn alles klappt, beliefert. 70 000 US-Dollar hatten sich die Erfinder erhofft. Doch knapp einen Monat vor Ende der Kampagne sind bereits über 5,2 Millionen Dollar zusammen gekommen. Der Bedarf an neuen Imkereiprodukten ist offenbar da. Viele User geben an, dass sie schon lange imkern wollten und es so nun endlich praktikabel sei. Doch die neue Bienenwohnung hat nicht nur Fans.

Waben bauen ist Bienenarbeit

Viele Imker, die auf natürliche Methoden bauen, sind entsetzt ob der eingesetzten Kunststoffwaben, die bereits komplett vorgebaut sind. Ihr Argument: Der Wabenbau sei das natürliche Verhalten der Bienen – es ihnen abzunehmen, schade ihnen eher. Außerdem sei nicht klar, welche Auswirkungen der Kunststoff langfristig auf die Gesundheit der Bienen und die Qualität des Honigs habe.


Kritiker haben auch die Sorge, dass die einfache Ernte-Methode einen falschen Eindruck erwecken könnte: nämlich, dass Imkerei ein leichtes Hobby für Jedermann sei. Doch neben der Ernte muss sich der Imker auch um die Gesundheit seiner Bienenvölker kümmern. Das kostet Zeit und erfordert jede Menge Bienenwissen. Wer sich also entscheidet, Völker zu halten, sollte sich nicht allein von solchen technischen Neuerungen verführen lassen. “

aus: WDR 5 Leonardo 9.3.2015

Deutschlandfunk Forschung aktuell vom 09.11.2015

Zoologie Bienen lernen im Schlaf

Biologinnen an der Freien Universität Berlin haben den Zusammenhang von Schlaf und Gedächtnisleistung bei Honigbienen erforscht. Ihre Versuche legen nahe, dass die Insekten – ähnlich wie der Mensch – gelerntes Verhalten in Ruhephasen Revue passieren lassen.

Von Volkart Wildermuth

Eine Honigbiene sammelt Pollen auf einer voll erblühten weißen Rose. (picture alliance / dpa / Wolfgang Moucha)

Auch wilde Bienen lassen wohl im Schlaf den Tag Revue passieren und können sich so besser an ergiebige Blumenwiesen erinnern. (picture alliance / dpa / Wolfgang Moucha)

Es ist herbstlich kalt in Berlin, eigentlich kein Wetter für die Bienen. Trotzdem summt es laut im Institut für Neurobiologie der Freien Universität Berlin. In einem Gewächshaus mit Heizung wird einem Bienenstock Sommer vorgespielt, damit die Forscherinnen immer Nachschub an Bienen für ihre Experimente haben. Normalerweise merken sich Bienen die Farben und Düfte ertragreicher Blüten, doch bei dieser Witterung blüht nichts mehr. Hanna Zwaka holt die Bienen deshalb ins Labor und fixiert sie in dünnen Röhrchen.

„Wir füttern die Tiere mit einer Zuckerbelohnung, und während wir sie mit der Zuckerbelohnung füttern, ist ein Wärmestimulus anwesend.“

Wärmestimulus, das ist in diesem Fall ein niedrig eingestellter Lötkolben. Schnell lernen die Tiere, wenn es wohlig warm wird, gibt es Zuckerwasser – und in freudiger Erwartung strecken sie schon vorab ihren Rüssel aus. Und das durchaus noch einige Zeit nach der Lerneinheit.

„Das ist sehr unterschiedlich wie bei uns auch. Manche erinnern sich länger, über 72 Stunden, und manche haben es schon nach 24 Stunden vergessen.“

Entscheidend für das Gedächtnisexperiment war, dass es nicht nur zwei, sondern drei Komponenten gab, neben dem Zuckerwasser und der Wärme auch einen charakteristischen Duft.

„Das heißt, es riecht in diesem Fall nach Hexanol, das ist kein besonders angenehmer Duft. Wir können den auch riechen und die Tiere eben auch. Also sie verknüpfen den Wärmestimulus mit dem Zucker und zusätzlich wissen sie, dass die ganze Zeit ein Duft anwesend ist.“

Der Duft symbolisiert sozusagen die Lernsituation. Die ist auch bei Menschen wichtig. Wer in der Bibliothek Vokabeln paukt, der merkt sich nicht nur die Worte, sondern auch unbewusst den Geruch der Bücher, die Stille, die Raumgestaltung. Diesen Eindruck der Lernsituation nutzte Hanna Zwaka in der Nacht während die Bienen schliefen.

„Im Stock setzen sich die Tiere hin und die Antennen hängen dann nach unten, weil die Tiere sich entspannen. Und genau das Gleiche haben wir auch gemacht: Wir haben die Tiere beobachtet und gesehen, dass sie die Antennen nicht mehr bewegen. Und immer wenn sie sich über einen längeren Zeitraum nicht bewegen, haben wir die Tiere mit dem Duft stimuliert, den sie schon aus der Lernsituation kannten.“

Am nächsten Tag dann erinnerten sich die bedufteten Bienen deutlich besser an den Zusammenhang Wärme – Zuckerwasser, als jene Insekten, die einfach so geschlafen hatten. Nun wird es nachts im Bienenstock eher nach Honig duften, als nach Blumenwiese, die Sache mit dem Duft ist also eine recht künstliche Situation. Doch Hanna Zwaka ist davon überzeugt, dass ihr Experiment nur einen natürlichen Mechanismus zusätzlich verstärkt.

„Ich glaube, dass dieser Vorgang von alleine passiert. Das Gelernte wird im Schlaf wiederholt, und durch unseren Duft können wir nur die Anzahl der Wiederholungen erhöhen und dadurch erinnern sich die Tiere besser. Die anderen erinnern sich ja auch.“

Auch wilde Bienen lassen wohl im Schlaf den Tag Revue passieren und können sich so besser an ergiebige Blumenwiesen erinnern. Bei Menschen ist das im Übrigen ganz ähnlich, der Schlaf stärkt das Gedächtnis. Und der Geruch des Vokabelbuchs unter dem Kopfkissen kann dabei durchaus hilfreich sein.

„Solche Versuche wurden eben auch bei Menschen gemacht. Die erinnern sich besser, wenn sie den Duft in Tiefschlafphasen vorgespielt bekommen. Und das Faszinierende ist: bei Insekten funktioniert das offensichtlich genauso. Was bedeutet, dass der Zusammenhang von Schlaf und Gedächtnis evolutiv älter ist als wir bisher angenommen haben.“

Das ist gut für Forscherinnen wie Hanna Zwaka, denn nun können sie dem Zusammenhang Schlaf und Gedächtnis an Insekten bis ins molekulare und genetische Detail nachgehen. Vielleicht klärt sich dann auch die Frage, ob Bienen eigentlich träumen.

„Ich kann mir schon vorstellen, dass, wenn wir dem Tier den Duft vorspielen, dass sie in dem Moment die Situation nochmal durchläuft und vielleicht ist so etwas im weitesten Sinne so etwas wie träumen.“

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Fundstelle:

http://www.deutschlandfunk.de/zoologie-bienen-lernen-im-schlaf.676.de.html?dram:article_id=336377

Bienenevolution – was war zuerst da ?

Aus: Deutschlandfunkradio, Forschung aktuell, November , 13.November 2015
Honigbienen sammeln Pollen und Nektar von verschiedenen Pflanzenarten, andere Bienen sind hingegen auf bestimmte Pflanzen spezialisiert. Doch welche Sammeltechnik ist die ältere? Um darüber Hinweise zu erhalten, haben sich Forscher der Universität Bonn fossile Bienen angesehen – und dabei auch auf ungewöhnliche Hilfsmittel zurückgegriffen. Von Joachim Budde Weiterlesen

Netzfundstück – Bienen in Zeitlupe

Aus  dem ZEIT-Blog

“Apis Mellifera”: Bienen in Zeitlupe

Vor einigen Tagen erst las ich in der aktuellen Ausgabe der brandeins über die Bienenbox: Eine Art Mini-Bienenstock, den sich Städter bequem an den Balkon hängen können. Wer sich etwas einliest in die Bienenhaltung und Zucht kann sich somit sein eigenes Volk halten. Das ist wichtig, denn den Bienen geht es schlecht (Filmempfehlung dazu: More Than Honey), und in der Stadt finden sie immer besseren Lebensraum. Projekte wie die Bienenbox oder die Bienenkiste sind deshalb tolle Ideen, die ich aus Mangel eines Balkons leider nicht selbst ausprobieren kann.